Ein Streifzug durch die Geschichte Fraulauterns

Fraulautern ist der zweitgrößte Stadtteil der Kreisstadt Saarlouis.

Saarlouis setzt sich zusammen aus acht gleichberechtigten Stadtteilen: Innenstadt, die alte französische Festungsstadt Saarlouis, Roden, Fraulautern, Lisdorf, Beaumarais, Picard, Neuforweiler und Steinrausch.

Die Kreisstadt erhielt den Namen Saarlouis am 14. Juli 1945 von der französischen Militärregierung, nach dem die Amerikaner am 10. Juli 1945, die Verwaltung des Saargebietes, an die französische Militärverwaltung übergeben hatten. Aus der Kreisstadt Saarlautern wurde die Kreisstadt Saarlouis.

Die Gemeinden Fraulautern, Lisdorf, Schönbruch (Beaumarais) und Picard wurden mit der Stadt Saarlouis zu einer Stadt zusammengeschlossen, die den Namen Saarlautern führte. ( Amtsblatt des Reichskommissars für die Rückgliederung des Saarlandes vom 18. Januar 1936, die Anordnung wurde zum 01. April 1936 wirksam)

Die Festungsstadt Saarlouis (heutige Innenstadt) bestand bis zum 30.September 1907. Ab dem 1.Oktober 1907 trat der Vereinigungsvertrag zwischen der Festungsstadt und dem Ort Roden in Kraft. Die Stadt Saarlouis bestand jetzt aus zwei Stadtteilen: Saarlouis 1 (die alte Festungsstadt) und Saarlouis 2 (dem neuen Stadtteil Roden)

Der Name Saarlautern gliedert sich in Saar und Lautern, die Saar gab dem Land und der Stadt ihren Namen. Lautern ist umgangssprachlich der Name für Fraulautern und bedeutet etymologisch: hell, klar, Ort am klaren Wasser. Der Bach, der den Stadtteil durchfließt heißt „Lauterbach“

Fraulautern ( bis dahin Lutra )wurde erstmals 1280 in einer Urkunde genannt, die damalige Schreibweise war „Vrowenlutren“.

Diese Namensnennung ist in Verbindung mit dem Kloster zusehen, das am 20.5.1120, von Adelbert gegründet wurde. Er übergab seinen Besitz in Lutra Erzbischof Meginher (1127 – 1130 ) mit der Bestimmung, Mönche aus Mettlach sollen das Kloster aufbauen. Nach seinem Aufbau solle es unabhängig werden und nicht zins- und abgabenpflichtig sein. Die Abtei Mettlach kam dieser Anweisung nicht nach, darum veranlaßte Erzbischof Albero (1131 – 1152) , dass Stifter Adelbert den Mönchen 15 Pfund Silber als Rückkaufpreis zahlt. Die Besitzurkunde wurde auf der General Synode, am 23. Oktober 1142, in Anwesenheit von Zeugen vernichtet. Albero setzte von 1142 bis 1154, Augustiner Mönche aus Springiersbach, in Lutra ein.

Im Jahre 1154 setzte Erzbischof Hillinus von Trier, das Kloster in Lutra, als adliges Kapitel ein und listete alle Besitzungen des Klosters auf, die Papst Hadrian IV am 23.01.1155 bestätigte. Wie sich aus den Schenkungsurkunden ableiten läßt, kamen die ersten Damen zwischen 1143 und 1154 ins Kloster. Die Damen mussten bei der Aufnahme ihre adlige Herkunft nachweisen. Aus dem gemeinsamen Mönch- und Nonnenkloster wandelte sich das Kloster zu einem Hochadligem Frauenstift. (ohne Mönche, etwa ab 1200 )

Urkunden belegen, dass die Schreibweise von Lautern viele Varianten hat: 1154, „Lutera“, 1160, „Luthra“, 1174, „Luthra“ und „Lutrensis“, 1183, „Lutrea“, 1212, „Lutra“ und „Lutre“, 1225, „Lutream“, 1234, „Lutteren“, 1236, „Lutrasupra“, 1250, „Luytra“ und „Lutres sur Saire“.

Die ersten urkundlichen Nachweise von Lautern, gehen auf die Urkunde des Trierer Erzbischofs Routbert zurück, die in einer Abschrift noch vorhanden ist. In einer Auflistung wurden alle Pfarreien genannt die zur Lutwinus – Wallfahrt zur Abtei Mettlach verpflichtet waren, die Kirche zu Lutrea Wilre gehörte zu den um 918 nach Mettlach wallfahrenden Pfarreien.

Der Ort Lautern ist viel älter und war schon in römischer Zeit besiedelt, wie Justizrat Bernhard Nicolas Motte durch Bodenfunde belegen konnte.

Die Heimatforscher Dr. Hermann Maisant und Peter Caspar belegten durch Ausgrabungen von Gräbern, dass die gefundenen Grabbeigaben aus der späten Hallstattzeit (800-500 v. Chr.) stammten und dies bedeutet, dass der Raum von Fraulautern zu den ältesten Siedlungen an der Saar gehört.

Mit der Gründung des Klosters, am 20. Mai 1120, begann die gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung von Fraulautern. Kloster, Ort und Bann bildeten eine ungeteilte Herrschaft der Abtei, die hier hohe und niedrige Gerichtsbarkeit ausübte.

Päpstlichen Schutz und Protektion gewährten die Päpste Hadrian IV. (1155), Innocenz IV. (1249), Johannes XXII. (1334), Clemens (1342) und Inocens VI. (1354)

Der Nachweis, dass das Kloster ein Frauenkloster war, belegt das Testament des Erzbischofs Johann I. von Trier aus dem Jahre 1211, der zur Erhaltung der „Ewigen Lampe“ die Schwestern in Lutra verpflichtete.

Im Jahre 1948 wurde ein Gedenkstein, bei Erdarbeiten ausgegraben, der aus Anlass des 500. Gründungsjahres des Klosters, von der Äbtissin de Wiltz, geschaffen wurde.

Übersetzung der lateinischen Inschrift

20. Mai 1620. Dieses Kloster wurde vor 500 Jahren zu Ehren der Heiligen Dreifaltigkeit, der allerseligen Jungfrau Maria und des hervorragenden Kirchenlehrers, des HL. Augustinus, erbaut. Baronesse Johanna de Wiltz

Die Besitztümer des Klosters waren erheblich und weit gestreut, von Toul in Lothringen bis zum Rhein wurden Liegenschaften als Eigentum genannt.

Das hohe Ansehen der Klosterdamen ging durch alle Jahrhunderte. Zu den verschiedenen Zeiten rechneten es sich die benachbarten Dynasten und hohen Häuser zu einer wirklichen Gunst, die Äbtissin von Fraulautern bei wichtigen Handlungen als Zeugin oder als Taufpatin bei einem Kinde zuziehen zu können.

Die Folgen der französischen Revolution wirkten sich auch auf das Kloster aus. Am 23.Februar 1791 flohen die Äbtissin, Sophia von Neuenstein und die Stiftsdamen nach Schwarzenholz, um der Verfolgung der französischen Revolutionäre zu entgehen.

Ab dem 4.Juli 1684 gehörte Fraulautern zum Bann und Bannmeile von Saarlouis und blieb bis zum 2.August 1815 unter französischer Verwaltung.

Bedingt durch die günstige geografische Lage von Fraulautern – Saarschifffahrt und in früher Zeit schon Schnittpunkt alter Handelswege – entwickelte sich, auch nicht zuletzt durch die Gründung der heutigen Innenstadt Saarlouis im Jahre 1680, – im Laufe der Jahrhunderte eine rege wirtschaftliche Aktivität. Schiffbau und Schifffahrt waren die Hauptquellen des Wirtschaftslebens und somit die Erwerbsquellen für den Lebensunterhalt der Lauterer Bürger.

In der Zeit der Hexenprozesse (1593-1612) wurden 73 Menschen verurteilt und verbrannt.

Die Pfarrei bestand aus Orten: Kirchhofen (Apolloniakapelle und heutiges Zentrum), Lautern (unter Dorf), Niederlimberg, St.Barbara, Picard, Kalkofen und Beaumaris.

1811 erlebt Fraulautern die große Brandkatastrophe. 47 Häuser gingen in Flammen auf, 5 Menschen verbrannten. (3 Männer, 1 Frau und 1 Kind)

Durch den Zweiten Pariser Frieden wird Fraulautern am 20.11.1815 zum Königreich Preußen eingegliedert. Im Jahre 1816 erfolgte die Ernennung zur Bürgermeisterei. Sie umfasste die Gemeinden Fraulautern, Roden, Ensdorf, Hülzweiler und Griesborn, es folgten Dillingen und Pachten im gleichen Jahr.

Mit der Eröffnung der Eisenbahnstrecke Saarbrücken – Merzig im Jahre 1858, erhielt Fraulautern seinen Bahnhof. Mit dem Eisenhahnbau begann der Niedergang der Schiffer und Schiffsbauer, sie waren nicht mehr konkurrenzfähig.

In jedem Niedergang steckt auch ein Stück Zukunft, durch die Eisenbahn siedelten Industriebetriebe an, der Aufschwung begann, es entstanden neue Arbeitsplätze.

Einige wichtigen Daten:

1813 Die Produktion im Eisenwerk läuft an, Zinnwaren aller Art ( Inhaber Strouvelle)

1834 das heutige Panzererprobungsgelände wird Exerzierplatz.

1847 Gründung der Ölwerke Meguin.

1853 Gründung Verzinkerei Becker.

1857 Gründung Donnevert & Leroy, Sägewerk

22.08.1858, Nachmittages um 14.30 Uhr, fährt zum ersten Mal eine Lokomotive durch Fraulautern.

1864 Die freiwillige Feuerwehr gründet sich

1865 Gründung des Bergmannsvereins St. Barbara, die Fahnenweihe war am 25.Juni

1872 Gründung der Gesangvereine („Liederkranz 1872“ und „Concordia 1883“ ) als Zusammenschluß (am 12. Januar. 1913) MGV „Sängerbund“ 1872 Fraulautern

1878 Gründung des Turnvereins

1878 Gründung Stuhlfabrik Nicolaus Matthieu, aus Saarwellingen

1881 Gründung des Kirchenchors Hl. Dreifaltigkeit

1896 Gründung des Musikvereins

Die Bürgermeisterei Fraulautern wurde im Laufe der Jahre verkleinert, einzelne Ortschaften wurden selbstständig. 1936 wurde die kommunale Selbstverwaltung aufgegeben und als Mitglied Bestandteil der neuen Kreisstadt Saarlautern.

1947 wurde bei Ausgrabungen ein Gedenkstein gefunden, der aus Anlass des 500. Jahrestag der Klostergründung, von der Abtissin De Wiltz, gefertigt wurde, er trägt das Datum: 20. May 1620.

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Die Stadtteile Roden und Lisdorf haben ähnliche Entwicklungen wie Fraulautern, so kann mit Recht behauptet werden: die Europastadt Saarlouis hat als einzige Stadt in Europa französische- und deutsche Wurzeln.

Quellennachweise:

R. Rudolf Rehanek: Abtei und Ort Fraulautern

Dr. E. Ausfeld, Gesellschaft für lothringische Geschichte

Georg Baltzer: Historische Notizen über die Stadt Saarlouis und deren unmittelbare Umgegend

Hans Peter Klauck: Die Einwohner von Fraulautern

Zeitzeugen

Beitrag der IFBV e.V. J. Feiler

Ein Streifzug durch die Geschichte der neuen Europa Stadt Saarlouis

Die Festungsstadt (heutige Innenstadt)

1634

Kardinal Richelieu fasste den Entschluss, die französische Ostgrenze durch feste Plätze zu sichern, um deutsche Angriffe erfolgreich abwehren zu können.

1648

Nach dem Frieden von Münster, der Frankreich das Elsass und die Bistümer Metz, Toul und Verdun den Besitz sicherte, wurden die Pläne des Kardinals ernsthaft und mit großem Eifer wieder aufgenommen.

1679

Staatsminister Louvois erhält von Thomas de Choisy einen Bericht über die Suche nach einem Festungsplatz, datiert ist der 21. Oktober.

„Es gibt hier eine der schönsten und günstigsten Lagen, die ich je gesehen habe und es ließe sich eine der besten Festungen Frankreichs anlegen, die ich für die Verteidigung als ungleich besser denn Thionville ansähe“

Baumeister und Architekt Vauban, erhielt von Staatsminister Louvois am 09. November, im Auftrag des Königs, im Tal der Saar, in Fraulautern, Pläne zu erstellen und eine Festung zu bauen. Am 13. Dezember wurde Thomas de Choisy, Marquis de Moigneville zum Gouverneur der neuen Festung ernannt.

1680

08. Januar, Vauban prüft das Terrain, wo die neue Festung entstehen soll und legt den Platz fest.

Am 20. Januar berichtete die „Gazette de France“: ?Man arbeitet daran, einen bedeutenden Ort an der Saar zu Saarlautern in der Nähe von Wallerfangen zu erbauen. Man wird ihn Sarre-Louis nennen.

Die Grundstücke sind im Eigentum der Abteien Wadgassen, Fraulautern und der Stadt Wallerfangen.

14. April, die Rodungsarbeiten begannen.

05. August, Grundsteinlegung der Festungsstadt.

Etwa 6.000 Menschen waren an dem Projekt beschäftigt.

1683

01. März, Ferdinand Heil wurde als Bürgermeister eingesetzt.

07. Juli, Ludwig XIV, die Königin, der Dauphin, der Herzog von Orleans und der ganze Hof mit allen wichtigen Persönlichkeiten Frankreichs, besuchten die neue Festungsstadt Sarre-Louis

Stadt und Festung entwickeln sich prächtig, Privilegien für die Bürger, Befreiung von Steuern und Abgaben, kostenlose Grundstücke, die Stadt erlebt ihre Blütezeit. Der Gerichtshof wurde am 01.11 von Wallerfangen nach Sarre-Louis verlegt.

1685

Auf Erlass des Königs verliert die Stadt Wallerfangen seine Rechte.

Auf Anordnung des Königs vom 13. Juni, mussten die Zünfte ihren Sitz nach Sarre-Louis verlagern, Geschleifte Stadtmauer und Verlagerung der städtischen Organisationen brachten Wallerfangen auf den Stand eines Dorfes.

Am 01. Juli wurde ein Baillage- und Präsidialgericht gebildet, somit war höchste Gerichtsbarkeit der Saarprovinz in der Festungsstadt angesiedelt.

1687

Aufbau der Forstverwaltung, mit dem Recht: Streitigkeiten im Forst- und Wasserrecht, Entscheidungen zu treffen.

Am 15. Juli begann die Gebäudeschätzung in Wallerfangen, der halbe Schätzwert wird nach Niederlegung der Gebäude vergütet

Um die Umsiedlung von Wallerfangen zu beschleunigen, begann man die Häuser abzureißen. Die Mehrheit der Bürger siedelte um nach der Festungsstadt, einschließlich der Notare, die sich bisher widersetzt hatten.

Allen Wallerfanger Bürgern, die nach Sarre-Louis umsiedelten, wurde Steuerfreiheit noch andere Privilegien gewährt. Z. B: kostenlose Grundstücke. Ende 1688 war die Niederlegung der Gebäude in Wallerfangen beendet.

1697

Die Stadt erlebt den schnellen Verfall und ihre gesunkene Wichtigkeit. Was war geschehen:

Die Friede von Rijswijk am 30. Oktober, der Saarlouis mit einem Umfang von einer halben Meile an Frankreich überließ, isolierte die neue Festungsstadt gänzlich vom Mutterland und stellte sie einsam und verlassen der Gnade des Zufalls anheim.

Die Einwohnerzahl lag bei etwa 3.000 ohne das Militär.

Die wohlhabenden Familien, verließen die Stadt, Handwerk und Gewerbe war kaum noch vorhanden.

Viele Bittbriefe wurden an Ludwig XIV gesendet, Freiheiten und Privilegien wurden bestätigt, aber nicht, aber auch gar nichts geschah, bittere Armut waren die Folgen.

Ludwig XIV starb am 01. September 1715 in Versailles.

Auch Ludwigs Nachfolger bestätigen der Stadt ihre Freiheiten und Privilegien, eine Verbesserung trat nicht ein, außer Versprechungen keine Aktivitäten.

1718

In Pariser Vertrag vom 21. Januar wurde der Festungsstadt erweitertet, die so genannte Bannmeile.

„Die Dörfer Lisdorf, Ensdorf, Fraulautern, Roden, Beaumarais mit den Ort der ehemaligen Stadt Wallerfangen samt den aufstehenden Gebäuden und ihren Bannen, Bezirken, Lehen, Meierhöfen, Vorwerken und überhaupt allen Zugehörigkeiten, die in dem Umfang der Bäume und Bezirke der genannten Dörfer und der Stadt Wallerfangen liegen, sei es, dass sie die halbe Meile überschreiten oder nicht, gehen endgültig für alle Zeiten zu unantastbaren Besitz mit vollem Hoheitsrecht auf den König über“

Mit dieser Entscheidung hatte Sarre-Louis französische- und deutsche Wurzeln. Die deutschen Bürger wurden nicht gefragt, ihre Eigentumsrechte wurden beschnitten. Z.B. die Weiderechte.

Die Versorgung der Festungsstadt verbesserte sich durch diesen Zusammenschluss nicht wesendlich.

1738

Am 18. November fällt Lothringen durch den Friedensvertrag von Wien endgültig an Frankreich, Herzog Stanislaus wurde die lebenslange Souveränität über Lothringen zugestanden.

1766

Am 23. Februar starb Stanislaus, König von Polen und Herzog von Lothringen, durch den Friedensvertrag von Wien wurde der König von Frankreich anerkannter Souverain von Lothringen.

Von diesem Zeitpunkt an war Sarre-Louis nicht mehr vom Mutterland getrennt. Neue Hoffnung keimte auf, die glorreichen Jahre der Gründerzeit wieder aufleben zulassen, leider ohne Erfolg. Die Festungsstadt blieb eine Enklave in einer fremden französischen Provinz.

1774

Durch seinen Minister Dumay bestätigte auch Ludwig XVI der Stadt seine Freiheiten und Privilegien, Verbesserungen wurden nicht eingeleitet. Verbitterung und tiefste Armut, verbunden mit Bitten und Hoffen waren die ständigen Begleiter der Bürger

1784 .

An der bestehenden Notlage in der Stadt hatte sich nichts geändert, als am 27. Februar eine Naturkatastrophe über der Stadt hereinbrach. Eisbruch an der Saar, Hochwasser dringt in die Stadt ein und überflutet die ganze Stadt, der Wasserspiegel stieg bis auf eine Höhe von 1,67 Meter.

Erst am 29. Februar sinkt der Wasserspiegel langsam.

1789

14. Juli, die Bürger von Paris stürmen die Bastille, die französische Revolution brach aus.

In der Nacht vom 03. auf den 04. August, erklärt die Nationalversammlung „die Rechte der Menschen“, alle Unterschiede der Stände werden aufgehoben; Freiheit und Gleichheit der Rechte und Pflichten aller Franzosen. Die Privilegien, der Zehnte wurden abgeschafft, Adel und Geistlichkeit gleich den Andern besteuert, der Feudalismus mit seinem ganzen Anhang gestürzt. Um die notgedrungenen Ausgaben finanzieren zu können, wurden die Güter der Klöster und Geistlichkeit eingezogen.

Durch die Dekrete vom 04. August erhielt Sarre-Louis eine gänzliche Umwandlung. Die Privilegien, Rechte und Freiheiten, die sie besaß, wurden aufgehoben. An ihre Stelle trat das Gesetz, welches alle Franzosen vereinte.

Durch ein Dekret vom 02. Dezember wurden die Klöster aufgehoben und die Güter zur Disposition des Staates gestellt.

1790

Die alte Einteilung Frankreichs in Provinzen wurde abgeschafft, Departements traten an ihre Stelle.

Sarre-Louis wurde dem Departement de la Moselle und dem Arrondissement de Thionville zugeteilt.

Unsicherheit, Unruhe und Aufregung waren die ständigen Begleiter der Bürger in diesen wirren Zeiten.

1791

Am 20. November gründet sich der erste revolutionaire Club, das Refektorium des Augustinerklosters wurde Versammlungssaal. Bürger gegen Bürger, alle wollten mitreden, Chaos waren die Folgen.

1793

21. Januar, Ludwig XVI starb unter dem Fallbeil als Sühne für Verbrechen seiner Vorgänger. Die Monarchie war zu Ende, das souveräne Volk herrschte von nun an.

Durch ein Dekret des Konvents, wurde der Name Sarre-Louis, am 22. Juli, in Sarre-Liebre umbenannt.

1794

Auch in unserer Stadt verlangte das Blutgericht seine Opfer, so wurden im März, 16 Menschen zum Tode durch das Tribunal verurteilt und hingerichtet. Die Guillotine war in der Süd-Westecke des Großen Marktes aufgestellt.

In den folgenden Jahren wurde die Ostgrenze erfolgreich gegen alle Angriffe erfolgreich verteidigt und abgewehrt.

1801

Viele Saarlouiser Bürger waren Soldaten, der Berühmteste war Michel Ney, er war bereites mit 27 Jahren General und mit 29 Jahren Chef der republikanischen Rhein Armee, bevor er am 1. Mai erstmals mit Napoleon zusammen. Napoleon nannte Marschall Ney: Den Tapfersten der Tapferen

1815

Preußische- und russische Truppen stehen vor der Festungsstadt, die Festung ist uneinnehmbar, das Vorfeld kann bei Belagerung geflutet werden, ein geniale Einrichtung von Vauban.

Der Friede von Paris (20. November) sah vor, dass die Festungsstadt an Preußen zu übergeben ist, dies fordern die Preußen ein.

Am 30. November unterzeichnet der französische Obrist Marion und General Major den Übergabevertrag der Festungsstadt.

Am 01. Dezember 9.00 Uhr, verließ die französische Garnison die Stadt unter Waffen und um 10.00 Uhr erfolgte der Einmarsch der Preußen. Die französische Ära der Festungsstadt war zu Ende.

Die Bevölkerung der Stadt wurde wie üblich nicht nach ihrer Meinung zur Übergabe an Preußen befragt. Aus Sarre-Liebre wurde Saarlouis.

Der Magistrat verhielt sich, wie bei allen vorausgegangenen Regimewechseln, den gerade aktuellen Machthabern loyal und wurde stellvertretend für die Einwohnerschaft auf den preußischen König und seine Nachfolger verpflichtet. Dies geschah am 02. Dezember, morgens um 10.00Uhr.

1816

Am 01.Juni wurde Saarlouis Sitz der neuen Kreisverwaltung

1817

Am 09. August verabschiedete der Magistrat (Stadtrat) ein Schreiben an den König

Friedrich Wilhelm III, mit der bitte eine Medaille prägen zu dürfen. Auf der Vorderseite das Bild des Königs und auf der Rückseite die neue preußische Festungsstadt Saarlouis. Es wurde darauf hingewiesen, dass bei der Gründung der Stadt ebenfalls eine Medaille mit den Bild Ludwig XIV geprägt werde. Es wurde ein weiteres Schreiben verabschiedet mit der Bitte um Einstufung der Stadt in die erste Serviceklasse. Ziel war es ein höheres Entgelt bei der Einquartierung von Militärpersonal in Privathäusern zu erreichen. Beide Bitten wurden vom König gewährt, ein Bild des Königs wurde zu gesagt. Mittels groß angelegter Werbekampagne bei den führenden Personen des preußischen Staates, wurden die Medaillen übergeben und für die Entwicklung der Stadt geworben. Mit dieser wirkungsvollen Initiative begann eine positive Entwicklung in Saarlouis.

1820

Die Stadt wird als Verwaltungszentrum aufgewertet.

Es wurde eine starke Garnison stationiert.

Umfangreiche Erweiterungen der Festungsanlagen in Angriff genommen.

Die Notlage der Bevölkerung verbesserte sich durch Serviceleistungen des Militärs, Privatquartiere sicherten Einnahmen, Handwerk und Gewerbe schafften Arbeitsplätze.

1845

Die wirtschaftliche Lage verschlechterte sich in ganz Europa, die sozialen und politischen Spannungen führten in fast allen europäischen Ländern zu erheblichen Spannungen. Missernten verschlimmern die Notlagen.

1848

März Revolution in Deutschland. Die Nationalversammlung wird gegründet, ihre Ziele wurden auch in Saarlouis positiv aufgenommen. Die entscheidenden Verbesserungen waren:

Verminderung der Steuerlast durch Kürzung der Staatsausgaben.
Einrichtung eines parlamentarischen Systems.
Eine Verfassung wird erstellt.
Bürgerrecht wird festgeschrieben.
In der Bevölkerung entstand langsam ein Nationalbewusstsein, in Saarlouis entwickelte sich eine politische Bewegung mit deutlich demokratisch- republikanischer Tendenz.

1850

Eine allgemeine günstige wirtschaftliche Entwicklung setzte in den folgenden Jahren ein.

1858

Durch die Eröffnung der Eisenbahnstrecke Saarbrücken ? Merzig, erhielt Saarlouis den Anschluss an das Eisenbahnnetz, allerdings mit dem unerfreulichen Begleitumstand, dass der Bahnhof „Saarlouis“ sich in Fraulautern befand.

1870

Am 19. Juli wurde die französische Kriegserklärung in Berlin überreicht. Der Festungskommandant verhängte über Saarlouis den Belagerungszustand. Die Befürchtungen der Bevölkerung vor Kriegswirren hielten sich in Grenzen, da bekannt war, dass die deutschen Truppen den französischen zahlenmäßig überlegen waren. Es gab noch viele Bürger die immer noch auf einen Anschluss an Frankreich wollten, was mit den pro deutschen Bürgern heftige Diskussionen auslösten.

1871

Im Verlauf des Krieges trafen viele verwundet in der Festungsstadt ein um geheilt und versorgt zu werden. Der Sieg über Frankreich hatte die Gründung Deutschlands als Folge.

Alle Bürger, die an eine Niederlage der Deutschen geglaubt hatten, verloren die Hoffnung auf einen Anschluss an Frankreich.

Der wirtschaftliche Aufschwung kann für die Stadt nicht. Das Handwerk, das vorwiegend in der Stadt angesiedelt war, verlor immer häufiger die Aufträge an die industrielle Konkurrenz.

1890

Die Festungsanlagen verhinderte die industrielle Entwicklung der Stadt, es war kein Platz vorhanden, es fehlten die Verkehrswege oder besser gesagt, es fehlten die notwendigen Infrastrukturen. Es wurde der Entschluss gefasst, die Stadt wurde Entfestigt. Das Erscheinungsbild der Stadt veränderte sich gänzlich. Die Stadt bemühte sich, Orte des Umlandes unter ihre Verwaltung zustellen, alle Eingemeindungsversuche scheiterten.

1907

Am 30. September endet die Festungsstadt Saarlouis.

Der Vereinigungsvertrag mit Roden trat am 1. Oktober in Kraft. Saarlouis bestand nun aus den Stadtteilen Saarlouis1 (Innenstadt) und Saarlouis 2 (Roden)

Bedingt durch die Bürger, deren Vermögen und Ländereien, die Roden einbrachte, ging es mit Saarlouis aufwärts. Nicht alle vertraglich zugesagten Leitungen werden in Saarlouis 2 erbracht, was zu erheblichen Verärgerungen in Roden führte.

Der Bahnhof wurde von Fraulautern nach Saarlouis 2 verlagert, die Einweihung erfolgte am 19.12.1909.

Nach dem 1. Weltkrieg befasste man sich in Saarlouis mit Plänen, umliegend Orte einzugemeinden, was auf erheblichen Widerstand in den betreffenden Orten stieß.

1930

Der Kölner Baudirektor Arntz veröffentlichte ein um planerisches Konzept, für die zukünftige Entwicklung von Saarlouis und Umgebung. Saarlouis 1 sollte danach eine zentrale Funktion übernehmen.

1936

In veränderter Form wurden die Erweiterungspläne nach der Rückgliederung in deutsche Reich wieder aufgenommen.

Am 31.März gaben die Stadtteile Saarlouis 1 (Innenstadt) und Saarlouis 2 (Roden) gemeinsam mit den Gemeinden Fraulautern, Lisdorf, Schönbrunn (Beaumarais) und Picard ihre kommunale Selbständigkeit auf und gründeten, am 1.April die Stadt Saarlautern.

Der Name Saarlautern gliedert sich in Saar und Lautern, die Saar gab dem Land und der Stadt ihren Namen. Lautern ist umgangssprachlich der Name für Fraulautern und bedeutet etymologisch: hell, klar, Ort am klaren Wasser. Der Bach, der den Stadtteil durchfließt heißt „Lauterbach“

1945

Am 25. März wurde in Paris die politische Bewegung (MSL) „Mouvement pour la liberation de la Saare“ gegründet, ihr Ziel war die Loslösung des Saarlandes vom Deutschen Reich, verbunden mit einer Angliederung an Frankreich. Die MSL war bis 1955 das wichtigste Instrument zur Durchsetzung französischer Interessen an der Saar.

Die Kreisstadt erhielt den Namen Saarlouis am 14. Juli 1945 von der französischen Militärregierung, nach dem die Amerikaner, am 10. Juli 1945, die Verwaltung des Saargebietes, an die französische Militärverwaltung übergeben hatten. Aus der Kreisstadt Saarlautern wurde die Kreisstadt Saarlouis.

Der Krieg, der am 8. Mai endete, hatte einen großen Teil des Baubestandes der Stadt vernichtet, von 5670 Gebäuden waren 1.850 zerstört, 1604 schwer beschädigt und 1.122 leicht beschädigt. Die Stadtteile Roden und Fraulautern waren besonderst hart betroffen, die gesamte Infrastruktur war zerstört. Die Heimkehrer wohnten (hausten) in Kellern und Notquartieren.

Der französischen Militärverwaltung bestand von 1945 bis 1957, das französische Protektorat bestand bis 1957/59.

Nach der Volksabstimmung vom 23. Oktober 1955, wurde die Angliederung an Deutschland auf den 5. Juli 1959 festgelegt.

1946

Der wirtschaftliche Anschluss an Frankreich wurde vollzogen, im Januar wurden die Saargruben von Frankreich übernommen. Im gleichen Monat fanden die ersten Gründungsversammlungen der Parteien statt.

Die Militärverwaltung legte einen Generalbebauungsplan für Saarlouis vor, (Menkes Plan) indem die Stadtteile Roden und Fraulautern eliminiert werden sollten. Auf der Fläche von Roden und Fraulautern sollte ein großes Industriegebiet entstehen. Der Stadtrat stimmte am 26.11 diesem Plan zu. Die Mandatsträger, die diesen Plan ausgedacht und zugestimmt hatten, kannten die Mentalität der Bürger aus Roden und Fraulautern nicht. Trotz Bauverbot wurden in beiden Stadtteilen 720 Häuser ohne Plan und Genehmigung aufgebaut. Die Verwaltung hob das Bauverbot am 16.03. 1948 auf und verabschiedete einen Teilbebauungsplan für Roden und Fraulautern. Baudirektor Menkes verlangte in der Sitzung eine Erklärung von den tangierten Mandatsträgern, die Antwort war kurz: Wir wünschen unsere Häuser wieder dort aufzubauen, wo sie gestanden haben.

Am 12. September wurden die ersten Gemeindewahlen durchgeführt, ein erster Schritt zur Demokratie. Im Dezember wurden die Grenzen im Saarland geschlossen, Hunsrück, Eifel und Pfalz waren versperrt, ab 22. Dezember waren wir französisches Zollgebiet.

1947

Die große Dürre verursachte eine Missernte, Lebensmittel wurden knapp, die Bevölkerung hungerte.

Die Hochwasserkatastrophe, die schlimmste seit 1784 verschlimmerte die Notsituation noch weiter. Die Stadtteile Innenstadt, Lisdorf, Roden und Fraulautern standen größtenteils unter Wasser.

1970

Am 1. Juli wurde Neuforweiler der siebte Stadtteil von Saarlouis, der achte Stadtteil heißt Steinrausch und wurde in den 70. Jahren erstellt.

2006

Am 22. September erhielt Saarlouis, mit seinen acht gleichberechtigten Stadtteilen, den Titel „Europastadt“. Saarlouis ist die einzige Stadt in Europa, die deutsche und französische Wurzeln hat.

Saarlouis ist eine Reise wert, sie gehört zu den schönsten Städten im Südwesten der Bundesrepublik und liegt im Herzen Europas.

Ein Beitrag der IFBV e.V. Josef Feiler